Samstag, 23. Oktober 2010 – Schenken wir dem Senat doch einen Wall zu Weihnachten…

Der Treffpunkt für den Hadrian’s Wall trip war für 9 Uhr bei der DSU angesetzt. Es hat morgens noch ordentlich geregnet, aber als wir mit dem Bus weiter nördlich gefahren sind, wurde es allmählich trockener. Die Strecke war mir relativ bekannt, denn wir sind damals auf der Studienfahrt nach Edinburgh genau dorther gefahren. Erneut durfte ich also die Bergundtalbahnfahrt  à la “Attention – extreme dip ahead” mit dem Bus genießen. Aber was ist schon schöner als bergauf und bergab zu FAHREN als bergauf und bergab zu LAUFEN. Deshalb ging es ab dem Nationalpark centre “Once Brewed” die nächsten ca. 5km direkt neben dem Hadrian’s Wall entlang. Dabei musste ich feststellen, dass wir damals als wir in Edinburgh waren und kurz bei Vindolanda waren, was GANZ in der Nähe ist, die ganze Zeit den Hadrian’s Wall gesehen haben und nichts davon gewusst haben. Das ist echt schade, wenn man schon mal dorthin kommt…

Professor Rollason hat uns aber gekonnt und sehr unterhaltsam entlang des Walls geführt und hat uns noch ein paar Attraktionen abseits des Trampelpfades gezeigt. Dadurch, dass wir alle 700m eine Pause für einen Informationsvortrag gemacht haben, war das bergab und bergauf Laufen kaum anstrengend (ein besonders großer Hügel ausgenommen). Die Römer haben den Wall nach dem ungefähren Muster turret, turret,  milecastle, turret, turret … bis zum nächsten Castellum gebaut. Wenn ich es richtig verstanden habe, war er ursprünglich weiß angestrichen und man vermutet, dass er mehr einen Prestigewert hatte als wirklich die bösen Barbaren abzuhalten…

Während unserer Wanderung von Once Brewed, wo man direkt unterhalb des Dolomitgesteinsfelsens einen Wachturm (turret) sehen kann, über Sycamore gap und den Baum, wo Robin Hood gedreht wurde, über das 39. Meilenkastell (milecastle) bis nach Housesteads, dem römischen Kastell Vercovicium, konnte man trotz relativ schlechten Wetters ziemlich weit in die Landschaft sehen. Allerdings bließ auf dem Hügelkamm ein ordentlicher Wind, der Pfad war nass, teilweise rutschig und natürlich ordentlich schlammig… ideelle Verhältnisse für so ein Naturkind wie mich. Besonders lustig sind auch die kreativen Treppchen bzw. Bockleitern über die Mauern und Tore, die überall auf dem Weg zu finden sind. Nur eine Person passt durch eines dieser Tore, denn die Person, die durch das Schwenktor gehen will, muss das Türchen von sich weg drücken, in eine kleine Nische gehen und dann das Tor wieder zurückklappen, um aus der Nische herauszukommen. Sehr kreativ.

Erst in Housesteads hat es richtig angefangen zu regnen und der Vortrag wurde “ein wenig beschleunigt”. Housesteads ist wirklich ein sehr spannendes Kastell – nicht nur wegen der am besten erhaltenen römischen Latrine… Kommt man über den Wall ins Lager, muss man anscheinend auch keinen Eintritt bezahlen.

Nach dem Lunch und einer ganz kurzen Busfahrt sind wir einige Meter ins Feld hinein gelaufen und sind so zu den Ruinen eines Mithras Tempel gelangt. Als der Vortrag des Professors zu Ende war, gesellte sich eine andere Touristengruppe zu uns, die ein rubber chicken (ein Gummihuhn) auf den drei Altären opferte und die hoffte mit rhythmischen Mithras Anrufungen ein Wunder zu bewirken… Äh, ja.

Als letzte Station sind wir nach Chesters gefahren, wo wir uns ein weiteres Kastell mit Bad angesehen haben. Die oben genannte Touristengruppe hatte sich auch hier eingefunden  und wir haben unser Möglichstes getan, um ihr aus den Weg zu gehen. In der Anlage konnte man sehr gut die Fußbodenheizung sehen und auch die extra dick gemauerten “Tresorräume” für den Mannschaftssold sind noch gut erhalten. (War übrigens leer als ich kam… zu dumm.)

Dieser Beitrag wurde unter Oktober veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.