London – I’m not that girl… naja Harry ist noch frei oder?

Ok, ok… ihr wollt also alles ganz genau wissen?!?! Gut.

Am Donnerstag dem 28 April 2011 sind Katharina, Joana und ich mit dem Zug um 8:46Uhr drei Stunden lang von Durham aus nach London gefahren. Dort haben wir unser Hostel – das Astor Hyde Park hostel – bezogen oder zumindest unser Gepäck dort deponiert. Das Hostel ist ziemlich günstig direkt an vielen guten Museen, wenige Meter von der Tube und direkt am Hyde Park gelegen.

Zuerst einmal haben wir Lageerkundung betrieben – wir brauchten ja noch einen Platz für den großen Tag. Seltsamerweise hat Harrods auch zur Laufroute gehört… Naja man muss halt sehen, ob das Sortiment sich ändert und ob die Preise signifikant steigen oder fallen (Armbanduhren für 45 000 Pfund, Interesse?). Zudem sind wir durch den Hyde Park gelaufen und haben die Royal Albert Hall gesehen. Einige Paparazzi, die wir beobachtet haben, waren offensichtlich daran interessiert Fotos von irgendwelchen Prominenten zu machen, die in einem Hotel direkt am Hyde Park gewohnt haben. In der Innenstadt waren überall Kameramänner unterwegs, welche angeblich für den nächsten Tag Vorbereitungen getroffen haben, wie wir auf Nachfrage erfahren haben. Am Parliament Square war schon am Tag vor der königlichen Hochzeit kein Durchkommen – Demonstranten gegen den Irakkrieg, Presseleute, Polizisten, abgehärtete Camper und sehr sehr viele Touristen versperrten die Bürgersteige. Auch an der Mall hatten zahlreiche Menschen ihre Zelte aufgeschlagen oder sie haben auf dem blanken Boden gelegen – selbst alte Omas. Hoffnungen auf einen Platz direkt vor Westminster Abbey oder dem Buckingham Palace wären da absolut utopisch gewesen… Also hatten wir zwei Alternativen, die wir in der selben Reihenfolge angepeilt hatten: 1. eine Mauer am Parliament Square also einen potenziellen Sitzplatz oder 2. einen Stehplatz an der Mall.

Nachdem wir einen Tesco Markt in der Pallmall um drei Tiefkühlpizzas erleichtert hatten, sind wir zurück zum Hostel gefahren und haben dort in der sehr gut ausgestatteten Küche des Hostels Abendessen gemacht. Sehr effektiv war es, dass wir die Plastikplatten unter den Pizzas nicht entfernt hatten („Die kannst du drunter lassen, die schmelzen nicht“). Diese sind dann aber gegen unsere Erwartung doch lustig vor sich hingeschmolzen und haben den Geschmack der Pizza verfeinert – empfehlenswert ;-).

Da der Wecker für den nächsten Morgen früh – naja eher für die zweite Nachthälfte – gestellt war, wollten wir nicht mehr lange durch London laufen und schon einmal schlafen gehen. Aber unsere Hoffnungen wurden bitter entäuscht… und mir fehlen die Worte derartige Geräusche zu beschreiben, die unser Zimmergenosse von sich gegeben hat … unsere Blicke haben alles gesagt als wir gegen 9.30 Uhr ins Zimmer gekommen sind. Meine Herren, wir waren mit drei Leuten die Mehrheit in einem Fünfbett-Zimmer- Was sollte uns da bloß Schlimmes erwarten????? Genau! Die schlimmste Schnarchorgie, die ich JE gehört habe. Ich denke gegen 12 Uhr hat die Mitreisende den Schnarchenden geweckt und aufgefordert aufzuhören, wodurch es kurz besser wurde. Dann gegen 2.30 Uhr – wohl durch Jetleg verursacht – sind die beiden dann aufgebrochen und haben eine halbe Stunde oder mehr eingekauft. Um Vier Uhr ging dann unser Wecker und wir haben versucht leise und im Dunkeln unser Zeug zusammen zu suchen und uns umzuziehen, durften dann aber doch das Licht anmachen und so ging alles ein bisschen schneller.

In der Dämmerung sind wir dann durch den Hyde Park gelaufen und sind gegen 5 Uhr am Buckingham Palace angekommen (wir haben unterwegs eine echte Londoner Ratte gesehen *g*). Dort wurde es dann kompliziert. Bisher waren wir kaum einer Menschenseele – dafür einer Ratte – begegnet und erst kurz vor dem Buckingham Palace wurden es dann mehr Leute. Direkt vor der Pressetribüne am Straßenrand hatten so viele Leute Zelte aufgeschlagen, standen oder saßen in Klappstühlen, dass kein Durchkommen war und wir Schwierigkeiten hatten uns Wege zu bahnen ohne „gefressen zu werden“. „Wir sitzen hier schon seit 8 Stunden, wir haben ein Recht darauf vorne zu stehen und lassen uns die Plätze nicht von anderen Leuten wegnehmen“, sagte eine Frau genervt und wütend als die Leute vor uns anscheinend eine ihrer auf dem Boden im Schlafsack liegenden Kinder geweckt hatte. Um 5.30 Uhr hatten wir es dann endlich über Schleichwege zu unserer Mauer geschafft, die noch absolut unokkupiert war (YES!). Wir hätten auch einen Platz in der ersten Reihe haben können, aber das hätte ziemlich langes Stehen in der Kälte vorausgesetzt.

Folglich sind wir auf die Mauer geklettert, was uns nach ein paar Minuten noch viele andere – besonders ältere Leute – gleichgetan haben. Rechts neben uns saß eine sehr alte Frau, die ihre Freundin vorne in der ersten Reihe stehen hatte und häufig mit ihr kommunizierte. Auf der anderen Seite setze sich bald eine Frau um die 50 aus der Karibik, die sehr freundlich war und ein riiiiiiesiges Kameraobjektiv hatte (*wachsender Neid*).  Neben dieser Frau kamen zwei alte Herren, die ziemlich gut drauf waren, die Gruppe vorne an der Absperrung kannten und nicht nur mit den Personen im gegenüberliegenden Gebäude (irgendein Fernsehmoderator) versucht haben zu kommunizieren, sondern auch mit dem „bereichsverantwortlichen“ Polizisten herum gewitzelt haben. Dieser war ein ziemlich sympathischer Kerl, der ein Schwätzchen mit den Leuten gehalten hat, im Gegensatz zu Polizist Nummer 2, der sich erst einmal unsympathisch gemacht hat, weil er angekündigt hat, dass wir möglicherweise von der Mauer müssten wegen der Crowd safety (es war nur 1m Lauffläche vor uns). Letztendlich wurde um 8 Uhr dann aber das Gitter nach vorne gezogen und vor uns waren nicht mehr nur 2m bis zum Zaun sondern ca. 3-4m. Davor wurde eine zweite Reihe Absperrung aufgebaut… Spürhundestaffeln sind rumgegangen und haben mehrfach das Gebiet abgesucht… Es war durch den Wind und die fehlende Sonne (und die fehlende Bewegung) ziemlich kalt auf der Mauer und wahrscheinlich auch in der „Menge“, die sich langsam ansammelte.

Jedem königlich winkenden Fahrradfahrer (haha, wie geil), jedem Trupp Polizisten (davon gab es soooo viele), selbst den Müllmännern und Pferdeäpfelaufsammlern (was für ein Beruf *g*) wurde sehr lebhaft zugejubelt. Leere Busse sind vorbei gefahren und schließlich auch Busse und Fahrzeuge mit schwarzgetönten (*AAARRRG*) Scheiben, die erst mal für Aufregung und dann für Enttäuschung gesorgt haben. Bis kurz vor 10 Uhr ist also nichts passiert… Vier Stunden Fahrradfahrer an jubeln also. Dann kamen aber endlich die „Hoheiten“ und mehr oder weniger prominenten Gäste vorbei gerauscht. Wenn etwas dh. ein von zwei Polizeimotorädern eskortiertes Fahrzeug in Aussicht war jubelte die gegenüberliegende Seite von uns und gab uns so das Signal, dass bald ein Fahrzeug kam. Im Fall von William und Harry hatte irgendjemand im Radio erfahren, dass sie losgefahren waren und so konnten wir gespannt darauf warten, dass ihr Fahrzeug vorbeigefahren kam. Will und Harry waren zwar super zu sehen von der Mauer aus, allerdings sind sie viel zu schnell vorbei gefahren als dass man das hätte genießen können. Tröpfchenweise kamen dann auch die anderen Gäste – Charles, Camilla, die Middletons, die Queen usw. – und schließlich die Braut vorbeigerauscht.

Während der Zeremonie, die über Lautsprecher übertragen wurde, marschierten noch mehr Polizisten und Soldaten auf, die sich dann justierten und nach Kommando Fahnen ausrollten und ihre Positionen veränderten. Schließlich stand eine Reihe Polizisten Richtung Publikum gerichtet und eine Reihe Soldaten zur Straße hin gerichtet. Zudem patrollierten Männer mit MGs und mit Spürhunden. Besonders eindrucksvoll war es als die Menge am Straßenrand God Save the Queen gesungen hat.

Kurz nach der Zeremonie kamen die Prozessionen des Brautpaares und der Queen direkt an uns vorbei gefahren bzw. geritten und die Menge jubelte, fotografierte und schwenkte die Fahnen. Dabei haben wir auch das Pferd gesehen, das seinen Reiter abgeworfen hatte und das direkt vor uns eingefangen wurde. Die Fahnen der Soldaten wurden auf den Boden gesenkt als die Queen vorbeifuhr, die Soldaten auf den Pferden salutierten vor der Fahne. Direkt nachdem die wichtigsten Gäste vorbeigefahren waren machten wir uns auf und wollten zum Buckingham Palace laufen, aber die Straße dorthin war bereits von Menschen versperrt als wir ankamen und so dauerte es ewig bis wir annähernd am Palast ankamen. Zwischendurch hatten wir noch eine Sackgasse erwischt, wo niemand durch durfte aber alle durch wollten. Das Problem war einfach, dass alle Straßenränder mit Zäunen versehen wurden die Menschenmassen dichtgedrängt alle ein Ziel hatten und unklar war wie man dorthin kommen konnte ohne durch Absperrungen in künstlich geschaffene „Sackgassen“ zu laufen. Die meisten Wege in St James Park waren absolut dicht und die kleine Brücke so voll, dass wir schließlich außen herum gegangen sind. Glücklicherweise haben wir es dann aber noch vor der Balkonszene bis zur Mall (Ausprache ist übrigens nicht „mol“ sondern eher so wie es geschrieben ist „mal“) geschafft und sind sogar recht weit nach vorne gekommen. Trotzdem konnten wir kaum etwas (wir haben kurz die Braut gesehen) bis nichts sehen, weil irgendjemand so einen unpraktischen Brunnen direkt vor den Palast gebaut hat…. (Grüße an den Baumeister). Dafür war unsere Position perfekt für das Fly-over oder war es Fly-past oder Fly-out? Ach, jedenfalls als die Flugzeuge direkt über die Mall und den Palast geflogen sind. Es ist definitiv Fly-past. Gut, dass wir das geklärt haben. Im Anschluss an den Fly-past verweilten wir im Green Park kurz an einer der Großleinwände um zu sehen, was im Inneren der Kirche geschehen war und um den Teil der Balkonszene ansehen zu könnten, den wir offensichtlich NICHT wegen eines gewissen unnützen Bauwerkes gesehen hatten.

Zurück im Hostel haben wir erst einmal Siesta gemacht – zumindest manche von uns – damit wir rechtzeitig am Globe sein konnten, wo wir uns am Abend nach einer Runde Pasta Shakespeares Hamlet angesehen haben.

Am 30. April haben wir das Britische Parliament von Innen besichtigt, waren in Camden Town auf dem riesigen Markt und haben die fahnenbehängte Regent Street und Chinatown angesehen. In Deutschland wär so ein Fahnenmeer definitiv nicht möglich und selbst hier wars ein bisschen einschüchternd, weil wir so einen Patriotismus nicht gewohnt sind. Highlight dieses Tages war aber definitiv das Musical Wicked zu dem wir uns Karten am Leicester Square gekauft hatten. Das war eine schwierige Angelegenheit… Pippa hatte uns gesagt man könne günstig Karten eine Stunde vor Vorstellung am Theater kaufen, aber wir sind direkt zu einem Ticketshop gegangen und dann zum nächsten Ticketshop … und haben nach den günstigsten Tickets für die großen Musicals gefragt – Phantom of the Opera, Lion King,  Les Miserables, … Wicked. Ohne Probleme wurde uns in den meisten Shops gesagt es gäbe Tickets ab 30 Pfund – also haben wir weiter gesucht und sind dann zu einer älteren Dame in einem Ticketshop gekommen. Ihre Reaktion auf die Frage nach den günstigsten Tickets war ziemlich unfreundlich – GÜNSTIG!!! Was ist bitte günstig? Ihr müsst euch schon preislich festlegen, was für euch günstig ist!!! – Ja äh ist in Ordnung … wie sieht es so um die 20 Pfund aus? – 20 Pfund, Neeee gibt’s nicht. Nur die unbeliebten Musicals bieten so günstige Tickets an… Moment da kommen gerade drei Tickets für Wicked rein für ca. 20 Pfund.  – So sind wir jedenfalls zu megagünstigen Karten zu Wicked gekommen, denn Wicked ist anscheinend ein ziemlich beliebtes Musical im Westend und das zu Recht. Wir sind dann zum Theater gefahren und haben dort in der Nähe bei einem Chinesen gegessen. Wicked ist unglaublich gewesen und ich kann es nur empfehlen!!! Wer bei Youtube mal reinhören will… – das spricht für sich

und außerdem … One short day, For good, Dear Old Shiz, A sentimental man, as long as you’re mine, march of the witch hunters, something bad, thank goodness, the wizzard and I, wonderful,….

Am 01. Mai sind Joana und ich dann – nachdem wir „freiwillig“ gespendet haben – für 17 Pfund in den Tower gegangen und haben dort die Kronjuwelen bestaunt (Es gibt tatsächlich Laufbänder an den Vitrinen, damit man nicht ewig davor steht…), Ann Boleyns und Catherine Howards Grab „gesehen“ und die riesen fast flugunfähigen Raben angesehen. Die Tube hatte an diesem Tag nur eingeschränkten Verkehr und viele Stationen waren wegen Baumaßnahmen geschlossen, sodass wir Mühe hatten uns nach dem Towerbesuch wieder mit Katharina am British Museum zu treffen. Letzteres haben wir dann noch ca. eine Stunde angesehen und dann sind wir in ein Buffet-Restaurant gegangen, bevor wir wieder zurück nach Durham gefahren sind.

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