Durham. Was würde ich bloß ohne dich tun. Ohne das Badfenster, das man mit zwei Händen auf Zehenspitzen mit ganzer Kraft aufdrücken muss. Ohne den Duschabfluss, der immer voller Haare hängt. Ohne großen Wasserdruck beim Duschen. Ohne Guthaben auf Gasmeter und Elektrizitätsmeter. Ohne die immer verschwundenen Kochutensilien – Wo sind eigentlich unsere zwei Töpfe abgeblieben? Und der Reiskocher? Und die Topflappen? Ach und die Schälchen, sie können doch nicht alle verschwunden sein, oder? Ohne den Rauchmelder, der nachts zu unmöglichen Uhrzeiten losgeht, weil jemand kocht. Ohne das Lächeln im Gesicht, wenn man die Scherben vom verschwundenen Geschirr hinter diversen Töpfchen und Pfannen im Schrank findet… Ohne die Löcher in den Straßen und die holprigen, unterschiedlich hohen Gehwegplatten. Ohne den Wochenendfilm der Hild and Bede Film Society. Ohne die Straßen, die das Wort Kopfsteinpflaster neu erfinden. Ohne die Straßenmusiker, die man in der ganzen Stadt spielen hört – den trillernden Flötenspieler, den schwarzen Schotten, die italienische Blaskapelle, den Gitarrist, der nur drei Lieder spielen kann. Ohne die „The Big Issue, love.“ „The Big Issue, please.“ Verkäufer. Ohne das Tesco-Monopol auf alle Einkäufe, die ein Stundent so zu erledigen hat. Ohne günstige DVDboxen von HMV und Sainsbury. Ohne das göttliche Youtube, dem ich so manchen Abend gewidmet habe. Ohne die CCTV Überwachung – überall. ÜÜÜÜÜBERALL. Ohne die absolut atemberaubende Kathedrale (selbst da gibt’s CCTV), den ruhig vor sich hinfließenden idyllischen Fluss mitten in der Stadt, die tausend Hügel auf denen Durham gebaut ist… Ohne den Zebrastreifen, bei dem man nie weiß ob die Autos anhalten oder eher aufs Gas drücken. Ohne den Weg durch die seltsam riechende, stets undichte aber warme und trockene Bushaltestelle und die Adrenalin-Stoß Sekunde, in der man die Straße überquert, wenn gerade ein Bus aus dem Kreisel geschossen kommt. Ohne die Eisenbahn, die in regelmäßigen Abständen das Haus erschüttert. Ohne die Nachbarn, die man durch die Wände hört, und ohne den Boiler, der seltsame Geräusche von sich gibt. Ohne Observation der Straße oder der Mitbewohner. Ohne HEIßE SCHOKOLADE. Ach. Ohne meinen Lieblingspub, in dem man immer willkommen ist. Ohne das seltsame Gefühl, wenn man so tut, als ob man alles versteht und doch nichts verstanden hat. Ohne die unheimlich netten liebenswürdigen Menschen im Nordosten Englands. Ohne „Do you like a bag?“. Ohne Miniröcke und nackte Füße bei Minustemperaturen. Ohne das seltsame Verhalten alkoholisierter Briten – hähä, ich liebe es. Nicht zu vergessen ohne die Fancy dress parties, die stag und hen dos und alle anderen seltsamen Kostümveranstaltungen. Oh, und ohne die Black tie Veranstaltungen…. Oooouuuuh. Ohne die Castles, die immer – wirklich immer – geschlossen sind, wenn man viel Geld dafür bezahlt hat, um sie zu besichtigen. Ohne die fliegenden Fische im River Wear. Ohne die Wildnis in der Stadt – inklusive Poison Ivy. Ohne Dozenten und Tutoren, die sich wirklich für mich interessieren. Ohne bequeme Stühle und bunte Wände in der Uni. Ohne die hohe Luftfeuchtigkeit, die sich immer dann niederschlägt, wenn man ohne Jacke unterwegs ist oder besser die sich eigentlich immer niederschlägt. Durham. Was werde ich bloß ohne dich machen.
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