Manchmal hat man Glück und man erfährt, dass man ein Buch lesen soll, das man sogar schon gelesen hat. In meinem Fall handelt es sich um Kate Foxs “Watching the English”, das ich schon vor Jahren von meinem Bruder geschenkt bekommen und daher schon gelesen hatte. Dumm war nur, dass es zu Hause in meinem Bücherregal stand anstatt für mich hier in Durham verfügbar zu sein. Konsequenterweise wurde das Buch mit einigen kleinen nicht weiter beachtenswerten und völlig unwichtigen Zusatzprodukten meiner wohlüberlegten Wahl in ein 8,2kg schweres Paket gepackt (das Buch hat sicher unter 500g gewogen…) und am Montagnachmittag zur Post gebracht. Per Internet (und ich liebe das Internet…) konnte man dann verfolgen, dass das Paket heute in Stauffenberg, morgen in Köln und übermorgen in England war. Ich habe folglich den ganzen Mittwoch – das ist wörtlich gemeint – darauf gewartet bis mein Paket zugestellt wurde, doch Oh weh am Mittwochabend war noch kein Paket da. Mittlerweile waren auf Katharina und Pippa eingeweiht, dass bald ein schwerwiegendes Paket von erheblicher kultureller Bedeutung eintreffen würde und dass man bereitwillig das Paket in Empfang nehmen solle, sofern ich dies nicht selbst tun könne. Mittwochabend war das Paket “zustellbereit” und so konnte es nur am folgenden Tag geliefert werden.
Ich bin um 10.00 Uhr aufgestanden. Meine Vorlesung begann erst um 12.00 Uhr. Mit scharrenden Füßen verbrachte ich den Morgen bis ich schließlich das Haus verlassen musste ohne dass ein Paket geliefert worden war… Die Vorlesung – es ist wie in der Schule hier, denn wir haben erst mal die letzten drei Vorlesungen zusammengefasst und ich liebe es – ging schnell vorüber und ich bin flux zurück nach Hause gelaufen. Nichts. Immer noch nichts. immer noch nichts. noch nichts. nichts… äh großer roter Lieferwagen vor dem Fenster, fährt langsamer, noch langsamer, hält, Fahrer steigt aus. WUAA das ist er!!! Katharina schaut aus ihrem Fenster im Nebenraum und wird vom Lieferanten gesehen, der ihr ein Zeichen gibt, dass das Paket für uns bestimmt ist. Es folgt ein Aufschrei im Nachbarraum, gefolgt von einem lauten “Oh! Ich habs auch gesehen! AH! ES ist da!” *diverse Ausdrücke der Verzückung erklingen im Hausflur, gepaart mit donnernden und hastenden Schritten die Treppe herunter*. Katharina und ich stehen vor der Tür und ich versuche hastig die Tür zu öffnen. Hallelujah. Frei nach dem Motto “Ich grinse nicht wie ein Honigkuchenpferd; ich bin eins.” nehmen wir stolz das Paket in Empfang, wobei beide gleich neugierig sind. Glücklich, so scheint es, verlässt uns der Lieferant nach vollbrachter Tat, während wir in voller Freude das Paket öffnen und uns über diverse Tütenmahlzeiten, harte rote Wurst und deutsches Brot wie Schneekönige freuen.
Shakespeare zum Danke musste ich dann zur nächsten Vorlesung, doch dirket nach meiner Rückkehr begann ich eiligst “KÄSEKUCHEN” zu backen. Immerhin hatte ich jetzt Quark UND Vanillezucker… Yeah! YEAH! YEEEAAAH! Ich kostete von der Füllung und schmeckte, dass es gut war *g*.
Um 19.00Uhr ging ich kurz hoch, um mit meinen Eltern zu skypen, als ich plötzlich eine Runde panische Aufschreie hörte und sah, dass alle aus der Küche rannten… NEIN, es war nicht mein Käsekuchen, dem es nicht gut ging, falls ihr das jetzt denkt. ICH kann das. Jedenfalls standen Pippa und Katharina in der geöffneten Tür und ich verstand vor lauter Aufregung nur “GAS!” “THE BOILER!” Es stellte sich heraus, dass der Boiler höchst seltsame Geräusche von sich gegeben hatte und dass die beiden befürchteten, dass Gas ausgetreten sei. Daraufhin holte ich mein “Gas-Warner” und ging damit in die Küche – ich bin nicht umgefallen und der Gas-Warner hat auch nicht angeschlagen. Anscheinend hatte der Boiler nur seltsame Geräusche gemacht, aber dennoch wollen wir Rit fragen, wann der Gasboiler das letzte Mal gewartet wurde.
Nach all der Panik kam heraus, dass Pippa morgen um 15.00 Uhr ein Essay abgeben muss und dass sie bisher nur 10 Wörter geschrieben hat. Zusätzlich will sie morgen über das Wochenende nach Hause fahren und ist ordentlich im Stress. Überglücklich über den “Cheesecake” (der ja definitiv kein britischer Cheesecake ist) konnte sie es nicht abwarten ein Stück zu essen, doch ich vertröstete sie auf den Zeitpunkt, wo er kalt genug zum Essen war. Stattdessen bot ich Katharina und ihr ein deutsches Brot mit harter roter Wurst an, das wir dann gemeinsam verspeisten. Glücklich und zufrieden wurde alles wieder verstaut und abgewaschen (Anmerkung an mich: Um Himmels Willen, versteck die Wurst irgendwo…). Einige Minuten später kam die nächste Anfrage “When can we eat the cake?”. Ich zögerte, denn er war noch warm. Ich war satt und wollte eigentlich erst testen wie der Kuchen schmeckt (Nur noch mal zur Erinnerung: Ich kann Käsekuchen backen!), bevor ich ihn den anderen zum Essen gab. Pippa wollte morgen aufgrund zahlreicher Termine und Aufgaben das Haus schon um 8 oder früher verlassen und da habe ich mich breit schlagen lassen, weil ich ja wollte, dass sie auch mal deutschen Käsekuchen probiert. Der Kuchen wurde also angeschnitten und drei Stücke wurden auf Tellern platziert. K.ä.s.e.k.u.c.h.e.n! Yummy. Der “German food”-Evening wurde damit dann aber endgültig beendet, immerhin will ich ja auch noch was von meiner Ahlen Worscht haben *g*.
Chesecake!